Die Seilbahn – Technik mit Zukunft!

Freie Fahrt, wo andere im Stau stehen

Anders als städtische Schienenverkehre, die linienhaft in die Stadtstruktur eingreifen, sind für Seilbahnen eher punktuelle Eingriffe erforderlich: Es werden Stationen zum Ein- und Aussteigen sowie dazwischen Stützen benötigt. Der eigentliche Fahrweg am Seil entfaltet hingegen keine Trenn- bzw. Barrierewirkung, der sonstige (Auto-)Verkehr wird nicht beeinträchtigt. Aber auch die Seilbahnfahrt verläuft störungsfrei. Wo Busse und Bahnen im täglichen Verkehr feststecken, trägt die Seilbahn ihre Gäste zeitgenau zum Ziel. Hindernisse, die von Boden-Fahrzeugen umfahren werden müssen, Platz- und Stauprobleme werden einfach überschwebt.

Eine Umlaufseilbahn für Bonn

Es gibt Pendel- und Umlaufseilbahnen. Während es bei Pendelbahnen nur zwei Gondeln gibt, die hin und her pendeln, läuft bei der Umlaufseilbahn das Tragseil kontinuierlich in eine Richtung, und die Kabinen bewegen sich immer vorwärts. Umlaufseilbahnen sind Stetigförderer, das bedeutet: Die nächste Kabine folgt der vorausgehenden in kurzem Zeitabstand. Wartezeiten entstehen nicht. Die Zahl der Kabinen kann dem aktuellen Bedarf angepasst werden. In den Hauptverkehrszeiten folgen die Kabinen im 30 Sekunden-Takt, bei weniger Verkehrsaufkommen in größeren Abständen.

Wie viele Seile braucht die Bahn?

Je nach Kabinengröße und Förderkapazität unterscheidet man zwischen 1-Seil- und 3-Seil-Bahnen. Anzahl der Seile, Kabinengröße und Fahrgastzahl pro Kabine stehen in Relation zueinander. 1-Seil-Umlaufbahnen können maximal 15 Personen aufnehmen, ihre Förderkapazität liegt bei 1.000 bis 3.000 Personen pro Stunde und Richtung.

3-Seil-Bahnen transportieren bis zu 35 Fahrgäste pro Kabine. Durch Erhöhung der Kabinenzahl – also schnellere Abfolge der ankommenden Kabinen – kann die niedere Fahrgastzahl der 1-Seil-Bahn aber ausgeglichen werden. Die Beförderung von Fahrrädern, Rollatoren, Kinderwagen oder auch Rollstühlen ist bei beiden Systemen gegeben. 

Die Beförderung von Fahrgästen „auf Rädern“ ist in der Seilbahn barrierefrei möglich. (Foto: Doppelmayr)

Beide Systeme sind heute in hohem Maße sicher und windstabil. Laufruhe ist aber nicht nur eine Frage der Sicherheit, sondern bedeutet auch mehr Komfort. Eine Seilbahnfahrt ist ruhiger als z.B. eine Fahrt mit dem Bus, zumal das ständige Halten und Anfahren im (nicht-)fließenden Verkehr unterbleibt. Deshalb ist die Seilbahn gerade auch für ältere Passagiere ein sehr komfortables und sturzsicheres Verkehrsmittel.

Generell sehr hoher Sicherheitsstandard

Die Sicherheit der Seilbahnen wurden kontinuierlich verbessert, so dass Seilbahnen heute die sichersten Verkehrsmittel im Vergleich zu allen anderen sind. Seilbahnskeptiker behaupten, Seilbahnen seien zu windanfällig. Richtig ist, dass der Betrieb bei starkem Querwind (Seiten-) eingestellt werden muss. Elektronische Seillageüberwachungssysteme bieten heute aber auch bei 1S-Bahnen einen hohen Sicherheitsstandard. Sie sind bis zu Querwindgeschwindigkeiten von 60 km/h betriebsfähig, 3S-Bahnen sogar bis 100km/h Windgeschwindigkeit. Bei noch stärkerem Seitenwind muss der Verkehr eingestellt werden. Richtig ist aber auch: Diese Windstärken werden in Bonn höchst selten gemessen. Spitzenwindgeschwindigkeiten liegen hier bei 30 km/h.

Alle Bauteile und Baugruppen sowie die Gesamtanlage werden zweimal jährlich auf Sicherheit und Fahrtüchtigkeit geprüft. Eine Selbstverständlichkeit ist die Sicherheitsprüfung bei Inbetriebnahme, wobei hier auch noch einmal die gesamte Konstruktion und alle Berechnungen auf den Prüfstand kommen. Während der Planungen wird es auch Windmessungen im tatsächlich geplanten Korridor geben. Je nach Ergebnis und entsprechend anzunehmender Ausfallhäufigkeit durch Wind ist das nächststabilere System zu wählen. Aber auch das ist keine Frage der Sicherheit, sondern der zeitlichen Verfügbarkeit des ÖPNV-Systems: Zu häufige Betriebspausen machen das Beförderungssystem unattraktiv.

Und die Geschwindigkeit?

1S-Umlaufbahnen bewegen sich mit max. 7 m/sec., das entspricht max. 25 km/h. Damit liegen diese Seilbahnen ungefähr bei der Durchschnittsgeschwindigkeit von Bussen im gut ausgelasteten Stadt-Innenbereich.

Wie – nicht schneller als der Bus? fragen Sie jetzt. Doch selbstverständlich! Denn die Seilbahn bewegt sich geradlinig vom Startpunkt zum Ziel. Sie folgt nicht irgendwelchen Straßenführungen, steht nicht an roten Ampeln still und steckt auch nicht im Berufsverkehr fest.

Stören die vielen Stützen nicht das Stadtbild?

Es sind nur wenige Stützen notwendig. Ihre Zahl ist abhängig von der Höhe des Seiles, also u.a. auch vom gewählten Modell (1S- oder 3S-SB). 3S-Bahnen benötigen aufgrund größerer Spannfeldlängen weniger Stützen als 1S-Bahnen. Das bedeutet: geringerer Flächenbedarf für Stützen, größere Laufruhe. Aber auch: höherer Bodenabstand und damit weitere Abstände zwischen den Stationen. Mehr Stützen ermöglichen einen geringeren Seildurchhang und damit eine niedrigere Seilführung.

Maximale Stützenweiten:

1S-Bahn 100 – 400 m

3S-Bahn 300 – 1.500 m

Größter zulässiger Bodenabstand bei Kabinen-Umlaufbahnen: 60 m über Grund

 

Durch einen genügend hohen Bodenabstand lassen sich in den meisten Fällen Stützen an unerwünschten Stellen vermeiden, z.B. mitten im Venusberghang oder auch auf dem inzwischen viel diskutierten Schulhof in Kessenich.   

Auch der Platzbedarf pro Stütze ist gering, da Flächen lediglich für die Fundamente gebraucht werden. Es müssen keine Schneisen geschlagen werden wie für Bahntrassen oder neue Straßen. Die Fundamente verschwinden außerdem komplett unter der Oberfläche.

Platzbedarf der Fundamente:

10m hohe Stütze – ca. 2,6 m2

24m hohe Stütze – ca. 6,8 m2

Kein Kahlschlag nötig für Seilbahnen

Mit welcher Lärmbelastung ist zu rechnen?

Einer der größten Pluspunkte der Seilbahn ist ihre geringe Geräuschentwicklung. Es gibt längs der Seilbahntrassen keine Motorlärmstrecken wie bei Autos, Bussen oder Bahnen, da die Kabinen keine eigenen Antriebe besitzen. Die Geräusche entstehen punktuell, hauptsächlich in den Stationen und an den Stützen. Die Antriebsgeräusche können durch Dämmmaßnahmen nach außen abgeschirmt werden. Außerdem kann für den Motor die Station gewählt werden, deren Umgebung am wenigsten lärmempfindlich ist – z.B. die Endhaltestelle in Ramersdorf.

Die Geräusche beim Überfahren der Stützen liegen bei ca. 40 dB, das liegt unter den mittleren Geräuschen von Wohngebieten und deutlich unter dem Lärm von Straßen mit mehr als 500 Autos pro Tag. Die Hersteller arbeiten an einer weiteren Reduzierung der Geräuschentwicklung, wobei es bereits weitere Fortschritte gibt.